Alleinerziehender Vater reparierte gerade seinen Truck, als Zwillingsmädchen weinend zu ihm rannten: „Mama wacht nicht auf!“ Weiter …
Im Krankenhaus saß Jack mit den drei Kindern, die an ihn gedrängt waren, im Wartezimmer. Die Leuchtstofflampen summten über ihnen. Der Geruch von Antiseptika hing in der Luft. Noah war still, seine Augen waren weit aufgerissen, seine Hand ruhte auf Ellas Schulter. Ella hatte aufgehört zu weinen, aber sie hatte kein Wort gesagt. Emma zeichnete Kreise auf Jacks Handfläche, immer wieder, als wäre es das Einzige, was sie verankerte.
Eine Stunde später kam ein Arzt heraus. Saraphina hatte eine Herzinsuffizienz, eine Arrhythmie, die bisher nicht diagnostiziert worden war. Sie war wegen akuten Stresses und Erschöpfung zusammengebrochen. Sie würde in Ordnung sein, brauchte aber Ruhe. „Echte Ruhe?“, fragte Jack. Er fragte, ob er sie sehen könne. Der Arzt zögerte, warf einen Blick auf die Mädchen, stimmte dann aber zu.
Saraphina war wach, als Jack eintrat. Im Krankenhausbett wirkte sie kleiner, ihr Haar fiel ihr lose über die Schultern, ihr Gesicht war ohne Make-up. Sie starrte ihn einen langen Moment an, dann füllten sich ihre Augen mit etwas, das Jack nicht benennen konnte. „Sie setzte sich auf.“, sagte er leise. „Ihre Töchter nannten mich Daddy“, sagte er leise. Saraphina schloss die Augen. „Ich weiß.“ Jacks Hals zog sich zusammen. „Ich glaube, wir müssen reden.“
Das Foto und die Wahrheit
Noah fand das Foto zufällig. Er half Emma, in ihrem Rucksack nach ihrem Teddybären zu suchen, als es aus einer Seitentasche rutschte – eine kleine, zerknitterte Polaroidaufnahme, deren Ränder vom zu oft Anfassen abgenutzt waren. Es zeigte einen Mann und eine Frau auf einem Jahrmarkt, die vor einem Riesenrad standen, das gegen einen dämmrigen Himmel leuchtete. Der Mann hatte seinen Arm um die Schultern der Frau gelegt. Sie lachte, den Kopf in den Nacken geworfen, ihr Haar fing das letzte Licht des Tages ein. Der Mann lächelte, entspannt, glücklich. Der Mann war Jack. Die Frau war Saraphina.
Jacks Hände begannen zu zittern. Er starrte lange auf das Foto, sein Verstand raste, versuchte, einen Sinn darin zu finden. Dann zeigte er es seinem Vater an diesem Abend, nachdem die Mädchen eingeschlafen waren.
Jack starrte lange auf das Foto, sein Gesicht unleserlich. Dann ließ er sich schwer auf das Sofa sinken, das Foto noch in der Hand. „Ich erinnere mich daran“, sagte er leise. „Das war vor sechs Jahren, im September. Ich bin für ein Wochenende nach Norden gefahren, brauchte eine Auszeit. Ich habe dort eine Frau getroffen. Wir haben stundenlang geredet. Sie war klug, witzig, wunderschön. Wir verbrachten eine Nacht miteinander. Sie sagte mir nicht ihren richtigen Namen. Sie bat mich, sie Sarah zu nennen. Sie ging, bevor ich aufwachte. Ich habe sie nie wiedergesehen.“ Er sah Noah an, seine Augen rot. „Ich habe wochenlang nach ihr gesucht. Ich bin zurück zu diesem Jahrmarkt. Ich habe mich umgehört. Nichts. Es war, als hätte sie nie existiert.“
Noahs Stimme war kaum ein Flüstern. „Dad, sind Ella und Emma…“ Jack nickte langsam. „Ich glaube schon. Ich glaube, sie sind meine.“
Dolores fand Jack am nächsten Morgen vor dem Anwesen. Er saß auf dem Bordstein und starrte auf die Eisentore. Ohne ein Wort reichte sie ihm einen Manila-Umschlag. Darin befanden sich die Krankenakten, Ellas und Emmas Geburtsurkunden. Unter Vater war die Zeile leer, aber daran angeheftet war ein DNA-Test von einem privaten Labor, datiert zwei Monate nach der Geburt der Mädchen. Er bestätigte, was Jack bereits wusste: Er war ihr biologischer Vater. Dolores traf seinen Blick. Sie war verängstigt.
„Sie dachte, wenn jemand erfährt, dass sie von einer einmaligen Nacht schwanger geworden ist, würde es alles zerstören, was sie aufgebaut hat“, sagte die ältere Frau leise. „Der Vorstand würde es gegen sie verwenden. Die Presse würde sie als rücksichtslos darstellen. Also hat sie sie versteckt. Sie hat dich versteckt.“ Jacks Kiefer spannte sich an. „Sie hatte nicht das Recht dazu.“ Dolores widersprach nicht. „Nein“, sagte sie schlicht. „Hat sie nicht.“
Jack erschien am nächsten Tag allein im Krankenhaus. Die Kinder waren bei Dolores. Dieses Gespräch musste ohne lauschende Ohren stattfinden. Saraphina saß aufrecht im Bett. Auf ihrem Schoß lagen Papiere ausgebreitet. Berichte, Prognosen, E-Mails – sie versuchte, selbst vom Krankenbett aus Schritt zu halten. Sie sah auf, als er eintrat. Zum ersten Mal sah er sie ohne ihre Maske. Sie sah erschöpft aus, zerbrechlich, aber ihre Stimme war immer noch fest, als sie sagte: „Ich weiß, warum du hier bist.“
Jack verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand. „Tust du das?“ Sie legte die Papiere vorsichtig beiseite, verschaffte sich Zeit. „Willst du wissen, warum ich es dir nicht gesagt habe?“ Jacks Stimme war tief, kontrolliert, er unterdrückte das aufsteigende Zornesfeuer kaum. „Ich möchte wissen, warum du dachtest, du hättest das Recht, meine Töchter sechs Jahre lang von mir fernzuhalten.“
Saraphina zuckte zusammen. Es war kaum merklich, aber er sah es. „Ich habe ein Imperium aufgebaut, Jack. Ich habe bei Null angefangen. Nachdem meine Eltern starben, habe ich mich an die Spitze einer Branche gekämpft, die Frauen hasst, die nach jedem Vorwand sucht, uns niederzureißen. Wenn sie gewusst hätten, dass ich Kinder habe, wenn sie gewusst hätten, dass ich eine Affäre mit einem Mechaniker aus Queens hatte, würde ich alles verlieren. Der Vorstand würde mich abwählen. Die Investoren würden ihr Geld abziehen. Ich würde als verantwortungslos, rücksichtslos, als eine Frau, die sich nicht kontrollieren kann, dargestellt werden. Alles, wofür ich gearbeitet habe, wäre weg.“