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Alleinerziehender Vater reparierte gerade seinen Truck, als Zwillingsmädchen weinend zu ihm rannten: „Mama wacht nicht auf!“ Weiter …

Jack Morrison kauerte unter der geöffneten Motorhaube eines ramponierten Pick-up-Trucks, ein Schraubenschlüssel in der Hand, die Unterarme schwarz vom Fett. Die Nachmittagssonne schnitt scharfe Linien durch das Garagentor. Da hörte er es – das Geräusch kleiner Füße, die schnell rannten. Zu schnell. Zwei identische Mädchen stürmten durch die offene Werkstatttür herein, ihre Gesichter waren von Tränen verschmiert, ihre Stimmen brachen. „Daddy, Mama wacht nicht auf!“

Jack erstarrte. Er hatte diese Kinder noch nie in seinem Leben gesehen. Aber ihre Augen, diese Augen, sie sahen seiner Meinung nach exakt aus wie die seiner Söhne. Er ließ den Schraubenschlüssel fallen. Er klapperte laut auf dem Beton auf. Sein Blick wanderte an ihnen vorbei in Richtung der hohen Eisentore am Ende der Straße, wo ein prächtiges Anwesen still und kalt thronte.

Jack Morrisons Leben am Rande

 

Jack Morrison war sechsunddreißig Jahre alt, breitschultrig und sehnig, mit Händen, die Motoren besser kannten als Worte. Er betrieb eine kleine Autowerkstatt am Rande eines Arbeiterviertels in Manhattan, eingeklemmt zwischen einer Wäscherei und einem geschlossenen Diner. Die Werkstatt roch nach Motoröl und altem Kaffee. Es war nicht viel, aber es war seins.

Früher war er Feuerwehrmann gewesen, damals, als seine Frau noch lebte. Sie starb bei einem Autounfall, als ihr gemeinsamer Sohn Noah erst zwei Jahre alt war. Danach konnte Jack nicht zur Feuerwache zurückkehren. Zu viele Erinnerungen, zu viel Verlust. Also eröffnete er die Werkstatt, zog seinen Jungen allein groß und lernte, in den stillen Räumen zwischen Herzschmerz und Hoffnung zu leben.

Noah Morrison war jetzt neun, klug wie ein Taschenmesser, mit dunklem Haar, das nie liegen bleiben wollte, und einem Lächeln, das jeden entwaffnen konnte. Er liebte es, Dinge auseinanderzunehmen: Uhren, Radios, alles, was Zahnräder hatte. Jack fand ihn oft nach der Schule in der Werkstatt, im Schneidersitz auf dem Beton, umgeben von Schrauben und Federn. Der Junge hatte die Neugier seiner Mutter und die ruhigen Hände seines Vaters geerbt. Er war sanft zu den jüngeren Kindern im Viertel, geduldig auf eine Weise, die Jacks Brust vor Stolz schmerzen ließ. Noah war Jacks ganzer Horizont, der Grund, warum er jeden Morgen aufstand, der Grund, warum er weitermachte, wenn die Trauer ihn unter sich zu ziehen drohte.

Vor etwa drei Monaten war ein eleganter schwarzer Wagen vor dem Anwesen die Straße runter vorgefahren. Es war die Art von Auto, die nicht in ihr Viertel gehörte, zu sauber, zu teuer, die Scheiben so dunkel getönt, dass man nicht hineinsehen konnte. Eine Frau stieg aus, groß und gefasst, gekleidet in einen langen Mantel und dunkle Sonnenbrillen. Obwohl der Himmel bedeckt war, sah sie niemanden an. Sie bewegte sich wie jemand, der es gewohnt war, beobachtet zu werden, aber entschlossen war, es nicht wahrzunehmen. Hinter ihr tauchten zwei kleine Mädchen auf.

Identische Zwillinge, vielleicht sechs Jahre alt. Eines klammerte sich schüchtern und unsicher an die Hand ihrer Mutter. Das andere ging mit erhobenem Kinn, die Augen hell und neugierig, nahm alles um sich herum auf. Sie verschwanden hinter den Eisentoren, und die Nachbarschaft summte tagelang über die Spekulationen. Niemand wusste, wer sie war. Niemand wagte zu fragen. Die Tore blieben verschlossen. Das Haus blieb still.

 

Die Eis-Königin und ihre Geheimnisse

 

Ihr Name war Saraphina Bennett. Sie war fünfunddreißig und CEO von Astravita, einem Biotech-Imperium im Wert von Milliarden, einer Firma, die Gentherapie revolutioniert und sie zu einer der mächtigsten Frauen Amerikas gemacht hatte. In Vorstandsetagen war sie unantastbar, brillant, rücksichtslos, gefasst. Sie sprach drei Sprachen, besaß zwei Patente und hatte Übernahmeangebote ausgeschlagen, die sie noch reicher gemacht hätten, als sie es ohnehin schon war. Magazine nannten sie die Eis-Königin. Investoren nannten sie eine Visionärin. Branchenrivalen nannten sie gefährlich.

Aber keiner von ihnen wusste, dass sie Kinder hatte. Diesen Teil ihres Lebens hatte sie mit chirurgischer Präzision verborgen. Keine Geburtsanzeigen, keine Familienfotos, keine Erwähnung in Interviews, nur Stille und Kontrolle. Sie hatte das Anwesen unter einer Mantelgesellschaft gekauft, einen Privatstab eingestellt, der eisernes NDAs (Geheimhaltungsvereinbarungen) unterzeichnete, und ihre Töchter aus der Öffentlichkeit ferngehalten. Es war keine Grausamkeit. Es war Überleben. In ihrer Welt war Verletzlichkeit eine Waffe, die gegen einen verwendet werden konnte. Und Mutterschaft war die ultimative Verletzlichkeit.

Dolores war seit vierzig Jahren bei der Familie Bennett. Sie hatte Saraphina großgezogen, nachdem ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren, als Saraphina erst sechzehn war. Sie hatte zugesehen, wie dieses helle, hoffnungsvolle Mädchen zu einer Frau verhärtete, die Mauern um ihr Herz baute. Dolores kannte die Wahrheit. Sie wusste, wer der Vater dieser kleinen Mädchen war. Dieses Geheimnis hatte sie sechs Jahre lang gehütet und Saraphina dabei zugesehen, wie sie das Gewicht allein trug. Aber in letzter Zeit begann sie sich zu fragen, ob Geheimnisse den Preis wert waren.

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